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Reisen in Mexico

Das Reisen in Mexico ist so gegensaetzlich wie die Klimazonen und die Charaktere der Mexicaner. Da es in Mexico kein gutes Schienennetz und somit keine Zugverbindung fuer den Personenverkehr gibt, bereist man das Land am am besten per Bus. Die Klassenunterschiede sind gewaltig! Der 1. Klasse Bus (der mit WC ausgestattet ist und mir schon so einige male meine Blase vorm platzen gerettet hat) ist am ehesten mit einem fahrendem Tiefkuehlschrank zu vergleichen, abgeschottet mit zugezogenden Gardinen und berieselt von Japanischen Kampffilmen in Englisch mit Spanischem Untertitel.

Allerdings versteht man eh nix, weil die englische Uebersetzung entweder zu leise ist, oder so laut das der Lautsprecher nur schrebbelt und schnorrt und mein Mp3 Player sich maechtig anstrengen muss, die Geraeuschkulisse zu uebertoenen! So sitze ich dann meistens mit voll aufgedrehter Lautstaerke vor meiner heimlich aufgezogenen Gardine und geniesse bei wunderbar berieselnder Musik die staendig wechselnden Landschaften.

Die Busse sind wirklich riesig und mit ihren grossen Spiegeln erinnern sie mich immer an eine ueberdimensional grosse Ameise.

Um vorwaerts zu kommen (Mexico ist ca.6 mal Groesser als Deutschland!) haben wir schon oefter fuer lange Strecken von ca. 11 Stunden einen Nachtbus genommen und konnten so auch Uebernachtungen sparen. Aber das Problem war echt diese Eiszapfenbildung an meiner Nase! Ich nehme mir immer die dicksten Sachen mit in den Bus und eine Decke aber trotzdem ist es manchmal noch zu kalt das ich nicht schlafen kann!

Der Busfahrer kontrolliert ab und zu sogar die Anziehsachen der Passagiere und raet dann dem einen oder anderen T-shirt Traeger sich waermer anzuziehen. Einer reiste ohne Gepaeck und hatte nichts anderes zum Anziehen dabei. Der Arme sass hinter mir und hat die ganze Nacht gebibbert!

Der Busfahrer hat einen guten Trick um sich zu waermen, nein, er dreht nicht die Klimaanlage runter (ich weiss wirklich nicht wiso, so viele Passagiere bitten darum aber nie passiert etwas, naja vielleicht bewegt sich der Pegel ein wenig von Gefrierfachtemperatur auf Kuehlschranktemperatur, aber auch nicht mehr) sondern das Fenster! So kann warme Luft einstroemen (und er ist happy und warm) waehrend er sein Touristen Tiefkuehlfleisch durch die gegend kutschiert!

Sobald man den Bus verlaesst, kriegt man voll den Waermeschlag.....leichtbekleidete Menschen die man zuvor auf der Strasse gesehen hat (Gardinen!), haben einen ja schon darauf schliessen lassen, dass da draussen doch ganz angenehme Temperaturen vorherrschen koennten, aber nach so vielen Stunden Schockgefrierness kann man sich das kaum vorstellen.

Waehrend der letzten Nachtfahrt sassen wir auf dem vordersten Platz leicht versetzt neben dem Busfahrer, so dass wir das wirklich riesige Panoramafenster fuer uns hatten. Zuerst war ich hoch erfreut, aber wie sich spaeter herausstellte sind diese Plaetze nicht so zu empfehlen! Es ist echt beaengstigend zu sehen wie unkonzentriert (aber routiniert) der Fahrer den Bus lenkt. Es ist wie Achterbahnfahren!

Als ich Nachts aufs Klo musste, hatt er mir netterweise das Licht angeschaltet (und somit einige Passagiere aufgeweckt), dabei war warlich genug indirekte Beleuchtung vorhanden! Naja, so hatte er einen Grund eine Konservation auf Spanisch anzufangen, wollte wissen woher ich komme und wie ich heisse, wie meine Freunde heissen, woher die kommen ....und und und, das uebliche halt, was einen die Leute immer so Fragen. Habe bestimmt 10 Minuten verzweifelt versucht ihm zu erklaeren, das der Tony hinter mir aus Neuseeland kommt, aber meine Spanische Betonung dieses Landes war wohl ziemlich miserable (und seine Ohren und Geographischen Kenntnisse auch) und er drehte sich staendig zu mir um, fragte nach, redete und fuhr ohne auf die Strasse zu gucken einfach weiter!! Das ging wirklich eine lange Zeit so, bis Tony hinter mir ist dann irgendwann aufgewacht ist, weil er fast vom Sitz gefallen waere und mit seinem Kopf irgendwo angedaengelt ist, da der Bus immer von einer Seite zur Anderen fuhr und beim Gegenlenken voll geschwankt ist.

Nun gut, nachdem wir die Sache mit Neuseeland "auf Eis" gelegt hatten, musste ich Ihm seine Fragen auf Englisch und dann auf Deutsch uebersetzen. Alles wieder von vorne! Man, hatte der Langeweile!! Und ich war soooooo muede (es war so gegen 3.00 h morgens). Oh nein, und dann machte er Musik an! Mexicanische Xylophon Musik, hilfe, die lief dann den Rest der Nacht, laut aufgereht und versetzt mir noch heute eine leichte Gaensehaut, sobald dieses Instrument irgendwo erklingt, und das tut es recht haeufig, da es ziemlich Traditionell ist.

Dann ist zum Glueck der Italiener neben mir wachgeworden und Ihm war anscheinend auch langweilig, denn er hat sich einen Hocker genommen und sich dann neben den Busfahrer gesetzt und Ihm gaaaaanz viel erzaehlt und beigebracht (die selben Fragen)! So war auch das hin und her schaukeln behoben. Hab versucht zum einschlafen meine Musik so laut aufzudrehen wie es ging, um die netten Klanglaute der Xylophone zu uebertrumpfen. Das erwies sich zwar als recht schwierig wenn man direkt vor dem Lautsprecher sitzt, aber ich hab dann doch noch irgendwann gepennt!

Ich glaube dieser Busfahrer wollte wirklich nur eine Beschaeftigungstherapie, aber ansonsten, wenn man freundliche Mexicaner trifft, mit denen man sich unterhaellt, sind sie wirklich durch und durch interressiert an Dir. So warme, strahlende Gesichter und ernstgemeinte Einladungen, die wirklich von Herzen kommen. Aber es gibt auch eine andere Seite, denn im kompletten Gegensatz sind die "Anderen" Mexicaner total verschlossen, unfreundlich und muerrisch! Es gibt irgendwie keine Mitte! Entweder sie geben alles oder nix!

Vielleicht liegt das daran, dass sie uns sofort als "Reiche" Touristen, meistens auch als verhasste Gringos abstempeln. Aber Einige betrachten Einen wirklich als Person und schauen hinter die Touristenfassade. Ja, ich habe dieses Land schon recht lieb gewonnen, obwohl mich der Anblick dieser Armut in manchen Gebieten einschnuert, wenn man in seinem1.Klasse Bus durch die aermsten regionen reist, sicher und verborgen hinter den Gardinen und die Maenner und Frauen riesige Lasten schleppen sieht.

Meistens sammeln sie Holz und legen sich diese riesigen Packete so auf den Ruecken, dass sie das Gewicht mit einem Riemen um die Stirn gewickelt, leicht vorn ueber gebeugt, tragen koennen. Das scheint fuer mich eine wirklich sinnvolle Art zu sein, schwehre Lasten zu tragen, so haengt das Gewicht nicht von oben auf den Schultern und quetscht alle Blutgefaesse ab, sonder ist verteilt auf Ruecken und vorderer Halsmuskulatur. Leider sehen hier die Strassenraender schlimmer vermuellt aus wie in Deutschland vor dem einfuehren des Dosenpfandes. Das ist schon traurig, hier wird echt nix recycled und jeder schmeisst achtlos seinen Muell zur Seite.

Nur im geliebten Cuxland an der Nordseekueste bleibt dank horrender Kurtaxe der Strand schoen sauber!

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